Am 1. Mai wurde unser Institut wohl an Amazon verkauft. Laut Institutsschild trägt es nun den Namen „Jeff Bezos Institut für angewandte Konfliktforschung“. Die Raumschilder wurden bereits ausgetauscht und die etwas aus der Mode geratene Unipalme durch den Amazon-Pfeil ersetzt.

Alle im Institut Lehrenden und Lernenden sind überrascht – auch wir als Fachschaft wussten nichts von dem Verkauf. Von der Tübinger Tagespresse gibt es einige interessante Artikel dazu, die wir euch hier einmal verlinkt haben:

18. Oktober 2018: Alexander Kobusch, Natalie Pawlowski und Thomas Nielebock erhalten den Lehrpreis

Zur Pressemitteilung

Die drei Dozierenden vom Institut für Politikwissenschaft erhielten am Donnerstag auf dem Dies Universitates den Lehrpreis der Universität Tübingen verliehen. „Thomas Nielebock hat die letzten 30 Jahre wirklich ganz ganz tolle Arbeit geleistet“, so die Prorektorin Studium und Lehre Arin Kamos, „und insbesondere in der Hochschulpolitik war er eine wichtige Stimme. Es ist sehr schade, dass uns mit ihm einer der letzten Verfechter analoger Lehre verlassen muss.“ Mit dem Landeslehrpreis erhofft sich die Uni, auch letzte Konflikte mit Nielebock im Hochschulrat endlich beschwichtigen zu können.

Im Hintergrund freut sich die Liberale Hochschulgruppe, dass so zu einer zunehmen Privatisierung der die Uni beigetragen werden kann.

3. Dezember 2018: Protest echt auf nem krassen Level

Ernd Engels freut sich über seine diskussionfreudigen Studis. Über WhatsApp teilte er uns mit: „Die studentische Partizipation ist echt auf einem krassen Level, lit, skrraaa! 🔥 🔥 🔥 🔥 #dab“
Den Protest könne man bestimmt als Aushängeschild für einen demokratischen Diskurs innerhalb der Hochschulpolitik verwenden. Das wirke immer toll – auf EU Ebene würde gerade sehr viel wert auf Bürgernähe gelegt werden. Nicht ohne Grund heiße das europäische Hochschulbündis dem sich die Uni Tübingen angeschlossen hat „CIVIS – A European Civic University“.

28. Februar 2019: „Zu einer Vortragsreihe über das Cyber Valley würde doch eh niemand gehen“

15. März 2019: Thomas Nielebock verlässt das IfP

Thomas Nielebock (seit 1981 am Institut für Politikwissenschaft tätig) ging heute in den Ruhestand. Der ehemalige akademische Oberrat war im Bereich Friedensforschung/ Internationale Beziehungen tätig und hat das Institut dahingehend stark geprägt.

Vor einer unzureichenden ethischen Begleitung des  Forschungsprojekts „Cyber Valley“ warnte er bereits vor ein zwei Jahren, fand jedoch wenig Gehör. 

20. Februar 2019: „We are pretty excellent!“

Trump sitzt einem Teil der Welt gegenüber und lässt sich offenbar wenig beeindrucken.
Foto: Bundesregierung

Auch international gibt die Universität Tübingen ein gutes Bild ab. Gerade die Geistes- und Sozialwissenschaften seien echt großartig und wirklich exzellent, meinte Ernd Bengler. Donald Trump hingegen ist der Meinung, dass amerikanische Universitäten und seine Hände viel größer wären als die Germans in Tübingen.
Trump und Bengler verständigten sich, dass in Zukunft über vermehrte Kooperationsmöglichkeiten verhandelt werden könnte. Statt der Exzellenzinitiative schweben Trump zum Beispiel private Auszeichnungen vor, wie etwa ein Prime-Status für Universitäten.

20. April 2019: Das Institut für Politikwissenschaft – ein sehr schöner Bauplatz für Elitewohnungen

Auf die Wiese könnte man ein Gästehaus bauen und so tun als wäre es ein Wohnheim für Studis.

Der Rektor der Eberhard Karls Universität Tübingen, Ernd Bengler, unterzeichnete am Mittwoch den Verkauf des Instituts für Politikwissenschaft. „Für die Exzellenzinitative in 8 Jahren wird das super! Endlich nicht mehr diese abgehobenen Politikwissenschaftler*innen – wir forschen hier jetzt an dem, was wirklich zählt“, so Bengler.Am Kauf waren unter anderem Amazon, Heckler & Koch sowie Bosch beteiligt. Das ehemals für Friedensforschung bekannte Institut soll nun umbenannt werden in „Jeff Bezos Institut für angewandte Konfliktforschung“.

1. Mai 2019: Professor*innen am IfP sollen durch Roboter ersetzt werden.

Künstliche Intelligenz bei der Arbeit

Wie Wissenschaftsministerin Bauer am Mittwoch bekannt gab, sollen die Professor*innen am Jeff Bezos Institut für angewandte Konfliktforschung in den nächsten 10 Jahren von Robotern ersetzt werden. Diese würden, so Bauer, „nie müde werden, nie einschlafen, wären vor dem Chef – Andreas Hasenclever – am Institut und würden schweißfrei arbeiten“.
Bezahlt wird die Anschaffung dieser Roboter  durch die Studiengebühren von Student*innen aus dem Nicht-EU-Ausland.

2. Mai 2019: Thomas Nielebock: „Hatte das ja schon vor zwei Jahren gesagt.“

Auf einer Podiumsdiskussion am Donnerstag beklagte Thomas Nielebock, ja bereits vor Jahren vor dem Ausverkauf der Lehre an das Militär gewarnt zu haben.
Dass der Rektor jedoch so schnell nach seinem Abgang die totale Kontrolle übernimmt, verwundere auch ihn.

2. Tag nach der Machtübernahme Amazons: Ernd Bengler weiß nicht so recht

Zum Interview

„Ich hab damit nichts zu tun – ich stand hier nur hinter dieser Säule und auf einmal war da Amazon. Aber eigentlich auch nicht weiter schlimm. Amazon ist bestimmt ein toller Partner für die Uni, so werden wir ein großer Leuchtturm.“
Expert*innen für Säulen wiesen darauf hin, dass Leuchttürme in der Regel hoch, aber nicht zwangsläufig groß sein sollten.

2. Mai 2019: Das neue Jeff Bezos Institut für angewandte Konfliktforschung

Überraschung am ehemaligen Institut für Politikwissenschaft: alle dort Lehrenden und Lernenden wurden heute Morgen von der Übernahme des Instituts überrascht. Wie so oft an der Eberhard Karls Universität Tübingen, hätte das Rektorat seine Beschlüsse wohl mal wieder nicht wirklich öffentlich gemacht und stattdessen das Institut einfach verkauft.

2. Mai 2019: War mal cool: Die Fachschaft Politik

Fachschaft Politik wegen billiger Provokation kritisiert.

Die Fachschaft des inzwischen in Jeff Bezos-Institut für angewandte Konfliktforschung umbenannten Tübinger Institutes für Poltikwissenschaft steht derzeit wegen geschmackloser Provokationen in Kritik. Die Fachschaft, die sich selbst als Vertretung der Studierenden bezeichnet, machte diese Woche mit einer Aktion auf sich aufmerksam mit der sie den sog. „Ausverkauf der Wissenschaft“ anprangerten. Dabei überschritten sie, in den Worten einer anonymen Beobachterin „den Rubikon der Geschmacklosigkeit gleich wiederholt“. Welchen Sinn eine solche Aktion haben soll, steht in den Sternen (Flug mit Rückreise, 1.500.000 $, einnmaliges Angebot), auch da die Fachschaft bisher jeden Kommentar verweigert. In Anbetracht der Strategie der Universitätsleitung, die finanzielle Basis der Eberhard-Karls-Universität durch kreative, flexible Drittmittelaquirierung zu verbessern, kann eine solche Aktion allerdings nur kontraproduktiv wirken. Henryk M. Broder bezeichnete die gesamte Debatte als eine „ausgesprochene Sinnlosigkeit“, die Aktion der FS-Politik sei „reminiszent an die Sache mit Reich-Ranicki und dem Fernsehpreis, einfach nur ein ausgeklügelter PR-Gag. Da darf man eigentlich gar keine Aufmerksamkeit geben.“ Es bleibt zu hoffen, dass solcherlei Aktionen in Zukunft ausbleiben, damit eventuelle Investoren nicht schon von vornherein abgeschreckt werden.

2. Mai 2019: Erneut ist die Fachschaft Politik durch investorenfeindliche Aktionen aufgefallen.

Diesmal machten sie durch eine sogenannte „kritische Vortragsreihe“ zum zukunftsweisenden Projekt des Cyber Valley auf sich aufmerksam. Dabei stellen sie vor allem vermeintliche Probleme, wie fehlende ethische Begleitung oder fragwürdige Kooperationspartner in den Vordergrund. Rektor Bengler dazu: „Kooperationen, die die Universität eingeht, sind nicht fragwürdig. Aufgrund unserer eigenen Exzellenz ist dies a priori ausgeschlossen.“ Die fehlende ethische Begleitung ist dabei ohnehin eine nicht unbestrittene Behauptung. Experten mehrerer absolut eindeutig echt unabhängiger Forschungsinstitute bezogen Stellung gegen die Behauptung, Digitalisierung sei ein Prozess, der vor allem in Bezug auf seine Gesellschaftlichen Auswirkungen einer kritischen Reflexion bedürfe. Eine Sprecherin des Unternehmens Amazon, Kooperationspartner im Cyber Valley, weiß alle Sorgen auszuräumen: „Das Cyber Valley wird einen Innovativen Arbeits- und Forschungsraum schaffen, in dem junge Kreative ihr Potential wirtschaftsnah verwirklichen können und wird die Wirtschaft des Südwestens endlich ins 21. Jahrhundert updaten. Das ist von vorne bis hinten ein vorteilhaftes Projekt (echt jetzt. Das wird voll cool. wirklich.).

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